Laut Urteil 2600 Paar Ski abgezweigt - 14 Monate bedingte Haft für Ex-Atomic-Mitarbeiter in Salzburg
Er wolle sich "bei der Firma, bei meiner Familie und beim Gericht entschuldigen".
Er habe damals eine "Dummheit gemacht - das erste Mal in meinem Leben". - Reuig und prinzipiell geständig zeigte sich der erstangeklagte Ex-Atomic-Mitarbeiter am Mittwoch gegenüber dem Schöffensenat zum Vorwurf des gewerbsmäßigen schweren Diebstahls.
Mit auf der Anklagebank saß ein 72-jähriger Bulgare. Ihm wurde Hehlerei vorgeworfen, weil er insgesamt 600 Paar der vom Erstangeklagten abgezweigten Ski gekauft und dann wieder mit Gewinn weiterverkauft haben soll. Der Zweitangeklagte zeigte sich nicht geständig: Er habe zwar vom Erstangeklagten Ski bekommen; er habe aber "nicht gewusst, dass die gestohlen waren". Letztlich wurde auch der Bulgare schuldig erkannt - er erhielt acht Monate bedingte Haft.
Laut Anklage von Staatsanwalt Florian Weinkamer hatte der einst langjährige Mitarbeiter des Pongauer Skiherstellers Atomic zwischen August 2021 bis zu seiner Entlassung im November 2023 insgesamt 1909 Paar Alpinski, die fabriksneu und mit geringen Mängeln behaftet waren, nicht wie dezidiert vorgeschrieben in einen Ausschusswaren-Container verladen. Vielmehr, so schilderte Weinkamer, "hat der Angeklagte die Ski, die trotz der geringen Mängel längst nicht wertlos waren, sondern immer noch einen Wert von durchschnittlich 50 Euro pro Paar, also insgesamt einen Wert von rund 95.000 Euro, hatten, in zahlreichen Angriffen privat abgezweigt. Dann hat er die Ski bei ihm zu Hause zwischengelagert und damit dann regen Handel betrieben." So manche nächtliche Skiverlade-Aktionen des Erstangeklagten seinen auch auf firmeninternen Videoaufzeichnungen dokumentiert.
Fabriksneue Ski, so erklärte der Staatsanwalt weiters, die aufgrund ihrer minimalen Mängel der "strengen Qualitätskontrolle nicht standhalten, werden von Atomic bewusst als Ausschussware entsorgt. Sie sollen keinesfalls in den Handel oder gar auf die Piste gelangen - da geht es um eine mögliche Unfallgefahr und drohenden Imageverlust."
Der teilgeständige, bislang unbescholtene Ex-Atomic-Mitarbeiter, verteidigt von Rechtsanwalt Kurt Jelinek, gab im Verlauf des Prozesses letztlich zu, insgesamt gut 1000 Paar an Alpinski "mitgenommen" zu haben. Mit den inkriminierten Diebstählen habe er jedoch nicht schon im August 2021, sondern erst im Jahr 2022 begonnen.
100 Paar der besagten Ski, so räumte der 58-Jährige nach einer von seinem Verteidiger beantragten Prozessunterbrechung ein, habe er einem bereits im März 2024 in Salzburg rechtskräftig verurteilten Hehler verkauft; rund 600 weitere Paar seien an den zweitangeklagten Bulgaren gegangen; und zudem wurden bei der Hausdurchsuchung beim Angeklagten im November 2023 exakt weitere 309 Paar sichergestellt.
Bestritten wurde vom langjährigen Atomic-Mitarbeite jedoch der Vorwurf, er habe überdies 900 Paar Ski an bislang namentlich unbekannte Abnehmer veräußert. Und auch, dass er im Schnitt pro Paar 50 Euro kassiert habe, bestritt er: "Meistens habe ich deutlich weniger als 50 Euro verlangt und auch weniger bekommen", so der Erstangeklagte, der übrigens den Zweitangeklagten belastete: "Er hat gewusst, dass ich bei Atomic arbeitete. Und ich habe ihm auch gesagt, dass ich die Ski genommen habe." Darauf die Nachfrage des Vorsitzenden Richters Markus Hanl: "Mit genommen meinen Sie gestohlen?" - Antwort des Angeklagten: "Ja."
Der Zweitangeklagte soll die vom damaligen Atomic-Mitarbeiter angekauften Ski wiederum an einen in der Schweiz lebenden Abnehmer weiterveräußert haben - laut Anklage um rund 74 Euro pro Paar. Dass er seinerseits derart viel lukriert habe, bestritt der 72-jährige Bulgare jedoch vehement: "Ich habe viel weniger Geld dafür bekommen."
Der Schöffensenat verurteilte den Erstangeklagten zu 14 Monaten bedingter Haft. Bemerkenswert überdies: Das Gericht nahm ab Führung des Beweisverfahrens sogar den Diebstahl von 2600 Paar Ski durch den besagten Ex-Atomic-Mitarbeiter an. Laut Urteil muss der 58-Jährige an Atomic 80.000 Euro Schadenersatz zahlen. Der Zweitangeklagte bekam wegen Hehlerei (Weiterverkauf von 600 Paar der gestohlenen Ski) acht Monate bedingt, ebenfalls rechtskräftig.
SN
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