Prozess um Panne bei Polizeiaktion

Was sich am 18. Dezember im Flachgau bei einem geplanten Scheinkauf von Heroin durch einen verdeckten Ermittler des Innenministeriums abgespielt hatte, darf durchaus als schwere Polizeipanne bezeichnet werden:

Nachdem ein Albaner (26) dem Undercover-Polizisten schon Wochen zuvor die Lieferung von sieben Kilogramm Heroin für 102.000 Euro angeboten haben soll, tauchte beim polizeilich streng überachten Scheinankauf plötzlich ein weiterer Albaner auf: Dieser schaffte es, dem verdeckten Ermittler die 102.000 Euro zu stehlen und zu flüchten. Bis heute fehlt vom Dieb und Geld jede Spur. Nicht nur das: Die vermeintlichen Dealer, die nichts von der echten Identität des „Käufers“ wussten, hatten kein Heroin mit.

Am Mittwoch stand der 26-jährige Albaner, der mit dem vermeintlichen Käufer, aber in Wahrheit verdeckten Ermittler den Deal vereinbart haben soll, am Landesgericht vor einem Schöffensenat. Vorwurf von Staatsanwalt Mathias Haidinger: Drogenhandel und schwerer Diebstahl als Beteiligter – im Rahmen einer kriminellen Vereinigung. „Der Angeklagte hat das Heroin angeboten. Allein das ist schon strafbar. Egal, ob das Heroin letztlich parat war“, betonte Haidinger. Nachsatz: „Der Angeklagte war aber beim Deal wohl nur Einfädler und Aufpasser.“

Warum der „Staat Österreich nun um 102.000 Euro ärmer“ sei, wie der Staatsanwalt sagte, hat laut Anklage folgenden Grund:

Bei der vereinbarten Übergabe am 18. Dezember bei einem Fast-Food-Lokal tauchte ein weiterer, dem verdeckten Ermittler bis dahin unbekannter Albaner auf. Er stieg ins Auto des verdeckten Ermittlers und prüfte das Geld mit einem UV-Stift auf die Echtheit, wobei die Geldbündel auf seinen Oberschenkeln lagen. Plötzlich, so die Anklage, gab der bis heute flüchtige Albaner dem Undercover-Polizisten einen Stoß, packte das Geld und rannte davon.

Flüchten konnte damals auch der nun angeklagte 26-jährige – er wurde später aber verhaftet.

Vor Gericht betonte er, dass es damals „schon den Plan gegeben hat, den Käufer reinzulegen“. Wie das geschehen sollte, habe er aber nicht gewusst. Laut Verteidiger Lukas Kollmann (Wien) spielte der 26-jährige „nur eine untergeordnete Rolle“. Bemerkenswert: Laut Kollmann ist die Rolle der damals involvierten Vertrauensperson (VP) der Polizei „sehr zu hinterfragen“ – eine mögliche Tatbeteiligung des Mannes mit der im Akt geführten Bezeichnung „VP 749“ kann nicht ausgeschlossen werden.

Zur Erklärung: Sogenannte VP beziehen ihre Infos aus der kriminellen Szene, der sie nicht selten selbst angehören. Im konkreten Fall soll „VP 749“ den Kontakt zwischen „seinem“ verdeckten Ermittler und dem Angeklagten hergestellt haben. Der Vorsitzende Richter Christian Hochhauser vertagte auf 14. September.

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