Sohn des verbluteten Wirts als Zeuge im Salzburger Mordprozess: "Mein Vater war so lebenslustig"

Mord oder Freispruch: Am Donnerstag fällt das Urteil über die 32-jährige Angeklagte in der Prozess-Neuauflage um den Tod des 57-jährigen Pongauer Promi-Wirtes.

Zum Auftakt in der Neuauflage des Mordprozesses gegen jene 32-jährige Frau, die am 3. März 2019 um 0.10 Uhr ihren Ehemann, einen bekannten Flachauer Wirt (57), bei einem Streit mit einem Messerstich vorsätzlich getötet haben soll, beteuerte die Angeklagte am Dienstag - wie schon im ersten Verfahren - ihre Unschuld. Der todbringende Stich sei ein "Unfall" gewesen. Sie habe sich damals in der Küche des Hotels Lisa mit einem Messer eine Jause aufgeschnitten, als ihr eifersüchtiger Gatte hereingekommen sei. Im Streit habe er ihre Hand mit dem Messer gepackt und fest zu seiner Brust gezogen. Fakt ist: Der Wirt, der neben dem Hotel Lisa die bekannte Après-Ski-Hütte Lisa Alm betrieb, verblutete an einem tiefen Messerstich im Bereich zwischen linker Brustwarze und Achselfalte.

Am Mittwoch waren Zeugen aus dem Umfeld des Opfers und der Angeklagten - sie waren seit 2010 ein Paar - am Wort. Wie schon im ersten Prozess im Dezember 2019, dessen Urteil - acht Jahre Haft wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung mit Todesfolge - der Oberste Gerichtshof aufhob, musste auch der nun 33-jährige Sohn wieder in den Zeugenstand: "Das Ganze ist sehr schwer für mich. Ich denke jeden Tag an den Vater - wie er da in der Küche lag. Vater war der lebenslustigste Mensch, den ich je kannte. Er hatte nie Suizidgedanken", so der 33-Jährige. Zehn Jahre sei die Angeklagte an der Seite seines Vaters gewesen, 2017 heirateten die beiden. Auf die Frage der Vorsitzenden Richterin, Bettina Maxones-Kurkowski, wie die Beziehung zwischen seinem Vater und der Angeklagten gewesen sei, sagte er: "Die zwei haben sich, so glaube ich, sehr gern gehabt." Es habe "nicht mehr Streit zwischen ihnen gegeben wie in anderen Ehen". Der Sohn, der zuletzt mit dem Vater die Lisa Alm führte, wird von Opferanwalt Stefan Rieder vertreten. Rieder macht einen Schmerzensgeldzuspruch von 40.000 Euro geltend, der im Fall einer Mordverurteilung von der Witwe zu berappen sei.

Anschließend sagten Mitarbeiter von Hotel Lisa und Lisa Alm aus - etwa der Kellner der Hotelbar, ein Ungar (44). Er berichtete, dass er am Abend vor der Tat nichts von einem Streit zwischen seinem Chef, dem Wirt, und der mordangeklagten Witwe mitbekommen habe. Er könne nur sagen, dass die Angeklagte in die Hotelküche gegangen sei und später "plötzlich zu mir kam und rief, dass wir eine Rettung brauchen". Er sei dann in die Küche gelaufen, so der Kellner: "Dort lag der Chef am Boden. Ich bin sofort zu ihm und habe ihn gefragt, was passiert ist. Er hat nur gesagt: 'Es tut so weh. Aber es wird schon wieder.' Dann nichts mehr."

Mittwochnachmittag folgten die Schlussplädoyers. Staatsanwältin Elena Haslinger bekräftigte vor den Geschworenen, dass die Angeklagte des Mordes schuldig zu erkennen sei: Laut gerichtsmedizinischem Gutachten sei die Unfallversion "nicht plausibel - dass sie zugestochen hat, aber sehr wohl". Verteidiger Kurt Jelinek hingegen beantragte erneut einen Freispruch: "Es gibt viele Punkte, die gegen einen Mord sprechen. Abgesehen davon impliziert allein schon die kleine Einstichstelle direkt neben der Achselhöhle nie einen Tötungsvorsatz." Das Urteil wird am Donnerstag gesprochen.

Quelle: Salzburger Nachrichten

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