Tödlicher Unfall: 91-Jähriger in Abwesenheit verurteilt

Elf Monate nach dem tödlichen Verkehrsunfall vor der Pfarrkirche Salzburg-Gneis wurde der betagte Lenker von der Richterin wegen grob fahrlässiger Tötung und schwerer Körperverletzung schuldig gesprochen. Das Urteil sieht als Strafe neun Monate Haft auf Bewährung und 3.960 Euro Geldstrafe vor. Der Familie des vierjährigen syrischen Mädchens – Mutter, Vater und Bruder – wurden insgesamt 30.000 Euro Schmerzensgeld zugesprochen. Diese Summe ist durch eine Haftpflichtversicherung des Pensionisten gedeckt.

Auto auf 26 km/h beschleunigt

Der Pensionist hatte nach dem Gottesdienst am 25. August 2019 seine Frau von der Kirche abgeholt. Dabei erfasste er mit dem Auto das Mädchen, das dabei die tödlichen Verletzungen erlitt. Eine Frau – eine 45-jährige Ärztin – wurde schwer verletzt. Sie erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma zweiten Grades, mehrere Brüche, eine Rissquetschwunde und Prellungen.

Die Ursache der Kollision sei „ein Fahrfehler infolge eingeschränkter Fahrtauglichkeit“ gewesen, erklärte die Anklage. Der Pkw war zumindest auf 26 km/h beschleunigt worden, als dieser ungebremst mit den zwei Personen kollidierte.

91-Jähriger wollte Verfahren „hinter sich bringen“

Der 91-Jährige erschien wegen seines schlechten psychischen Zustands am Freitag nicht zum Prozess. Er wollte aber, dass trotz seiner Abwesenheit verhandelt wird, sagte sein Verteidiger Kurt Jelinek: „Vorweg möchte ich sagen, dass mein Mandant diesen Vorfall überaus bedauert. Wie das genau abgelaufen ist, kann er nicht sagen. Er kann nur sagen, dass es ihm unendlich leid tut. Es geht ihm überhaupt nicht gut. Er möchte das aber hinter sich bringen und auch aus Respekt vor dem Opfer und der Familie des Opfers das Ganze nicht in die Länge ziehen.“

Der Vater der Vierjährigen war am Freitag bei dem Prozess anwesend. Er fordere Gerechtigkeit, sagte Opferanwalt Stefan Rieder vom Weißen Ring: „Ich glaube, die angemessene Strafe aus Sicht der Eltern wird’s auf dieser Erde nicht geben.“ Der Familie gehe es sehr schlecht, die Mutter leide an einer schweren posttraumatischen Belastungsstörung und sei suizidgefährdet, sagte Rieder.

Vorwürfe von Familie des Opfers

Wie verzweifelt die Eltern über den Tod ihres Kindes sind, äußerten sie jeweils in einem Brief, den der Opferanwalt bei dem Prozess vorlas. Darin erhoben sie auch schwere Vorwürfe gegen die Angehörigen des Beschuldigten. Diese hätten den betagten Mann trotz seiner gesundheitlichen Beeinträchtigungen weiter dazu animiert, das Auto zu fahren, so die 33-jährige Mutter. Sogar Aufkleber seien als Hilfsmittel zur Bedienung des Pkw im Innenraum des Wagens angebracht worden. Die Mutter schilderte noch in dem Brief, sie könne sich ein Leben ohne ihrer Tochter nicht mehr vorstellen. Auch ihr Sohn leide sehr am Verlust seiner Schwester, „er hat Wutattacken“.

Der Opferanwalt sprach von einem körperlichen Unvermögen des Angeklagten, das Gaspedal richtig bedienen zu können. Deshalb sei es zu dieser „wahnsinnigen Beschleunigung“ gekommen. Man hätte die Zivilcourage aufbringen und eingreifen müssen, damit der Mann nicht mehr mit dem Auto fährt, betonte Rieder.

Quelle: Salzburg ORF

Bild: Kurier

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